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Die Vergütung von BIM-Leistungen: ein Stufenkonzept

AEC3 wird nächstes Jahr 20 Jahre alt und gehört damit zu den Pionieren der Digitalisierung der Baubranche rund um die BIM-Methodik. Ich selbst zähle mich mittlerweile auch zu den etwas erfahreneren BIM-Akteuren: Bereits 2016 habe ich erste Modelle bearbeitet, Skripte geschrieben und über Open-BIM-Schnittstellen mit anderen Planern kommuniziert. Als BIM-Fach- und Gesamtkoordinator und jetzt als BIM-Manager kenne ich sowohl die Planer- als auch die Bauherrenseite. Welches Thema wird aus meiner Sicht noch erschreckend stiefmütterlich behandelt? Die Vergütung von BIM-Leistungen.

Wir haben in den letzten Jahren so viele Standards geschaffen, Normen und Richtlinien wurden veröffentlicht, Anwendungsfälle definiert und Datenformate verbessert, aber die Honorierung von BIM-Leistungen ist weitgehend auf der Strecke geblieben. Zwei wesentliche Dokumente sind in den letzten Jahren entstanden: das AHO-Heft 11 „Leistungsbild Building Information Modeling“ aus dem Jahr 2019 und „BIM-Leistungsbilder“ von Kapellmann Rechtsanwälte aus dem Jahr 2017. Beides sind nützliche Dokumente, die in Ausschreibungen häufig als Referenz herangezogen werden. 2022 ist die „Arbeitshilfe Rollensteckbriefe“ von BIM für Bundesbauten erschienen, die Rollen und Aufgaben beschreibt. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2025, die BIM-Welt hat sich deutlich weitergedreht, die Dokumente sind in die Jahre gekommen und enthalten keine konkreten Angaben zur Vergütung spezifischer Leistungen.

Woran orientieren wir uns also, um einerseits Leistungen zu bepreisen und andererseits Angebote zu bewerten?

Ein fallbezogener Vergütungsansatz, der die Projektkomplexität, die Projektzusammensetzung und die Tiefe der Einzelleistungen berücksichtigt, ist für alle beteiligten Fachdisziplinen mehr als notwendig, um Honorare nachvollziehbar bilden und vergleichen zu können.

Abbildung 2: BIM-Managementleistung nach Projektverlauf (Quelle: AEC3)

Prof. Dr. Klaus Eschenbruch (Kapellmann und Partner Rechtsanwälte mbB), Alexander Dellen (Formitas AG) und Dr. Thomas Liebich (AEC3) haben gemeinsam erste Vergütungsvorschläge für das Leistungsbild des BIM-Managements entwickelt. Im Prinzip ein Stufenkonzept, das zwischen initialen und wiederkehrenden Leistungen unterscheidet und damit aus meiner Sicht genau den richtigen Weg einschlägt, um flexibel auf die anspruchsvollen Projekte der Zukunft reagieren zu können. Unser Betrag in dieser Publikation bezog sich insbesondere auf die Intensitätsstufen der mit dem BIM-Management einhergehenden Unterstützungsleistungen, die sich aus unserer langjährigen praktischen Erfahrungen in Bauprojekten herauskristallisiert haben. BIM-Basic (oder auch BIM-Light) als minimierter Ansatz eines auf wesentlichen Qualitätsüberprüfungen bestehenden BIM-Managements, BIM-Standard als üblicher Rahmen mit grundsätzlicher Unterstützung der Arbeit der Projektbeteiligten hinsichtlich BIM und BIM-Complete (oder BIM-Premium) mit einer umfassenden Betreuung und vertiefter Überprüfung von Qualitäten und Quantitäten.

Abbildung 3: BIM-Managementleistungen nach Intensität (Quelle AEC3)

Eine der typischen initialen Leistungen des BIM-Managements ist die Erstellung der projektspezifischen AIA. Vor 10 Jahren hieß das: Wir brauchen ein AIA-Dokument für das Projekt, wir haben keine Vorlagen und eigentlich wenig bis keine Ahnung, was wir von der BIM-Methodik erwarten können.
Inzwischen ist diese Leistungsposition jedoch viel variabler geworden. Standard-AIA sind vorhanden, vielleicht schon wieder veraltet, vielleicht ganz neu und noch nicht in einem Projekt verifiziert. Möchte der Bauherr noch neue projektspezifische Anwendungsfälle ergänzen oder ist das Portfolio eindeutig? Sollen Anwendungsfall-Steckbriefe eventuell als Anlage zu den AIA erstellt werden? Wenn ja, auf welcher Basis? Der Aufwand, der betrieben werden muss, kann somit von wenigen Stunden zu mehreren Tagen variieren, um die geforderte Leistung zu erfüllen. Ohne genauerer Beschreibung der Umstände, kann ich bei der Angebotskalkulation nur noch meine Kristallkugel befragen. Eine einheitliche Kategorisierung der Intensität (gem. Abb. 3) bzw. des Leistungsumfangs würde allen helfen, den tatsächlich erforderlichen Aufwand auf einem annehmbaren Niveau zu differenzieren. Die Angebotskalkulation wird sicherer und die abgegebenen Preise vergleichbarer. Eine Win-Win-Situation, die keine Neuigkeit ist, denn wir kennen Honorarzonen bereits aus der HOAI. Natürlich können sich die Umstände im Laufe eines Projekts ändern, aber auch dies lässt sich flexibel gestalten (Abb. 4).

Abbildung 4: Beispielhafter Verlauf der Intensität der BIM-Managementleistungen.

Die Intensitätsstufen sollten nicht nur für das BIM-Management, sondern generell für alle am BIM Beteiligten gelten, analog zu den bekannten Honorarzonen der HOAI.

Leider wird wohl noch etwas Zeit vergehen, bis wir auf Vergütungsrichtlinien zurückgreifen können, die für alle mehr Sicherheit und Transparenz bedeuten und deutlich weniger Nachträge mit sich ziehen. So lange bleibt es uns nur, mit offenen Augen die Projekte anzugehen und auf Erfahrungswerte zurückzugreifen.

Eric Wolgast

Management & Beratung

Im Jahr 2014 hat Eric sein Bachelorstudium an der Hochschule Wismar erfolgreich beendet. Es folgten Tätigkeiten in Ingenieurbüros mit unterschiedlichen nationalen und internationale Projekten. BIM Projekterfahrung erlangte er bei Projekten wie dem Terminal 2 des Kuwait International Airports, dem Projekt OneRoof in Genf oder dem Gebäude E im Überseequartier Hamburg. Neben Hochbauprojekten hat er auch die BIM Gesamtkoordination von zwei Geh- und Radwegbrücken übernommen. Bei dem Smart Service Welt II Forschungsprojekt DigitalTWIN war er an der Entwicklung von digitalen Tools und Workflows zur Erhöhung der Wertschöpfung im Bausektor beteiligt. Sein BuildingSMART zertifiziertes BIM-Fachwissen hat Eric in Unternehmensinternen Schulungen und öffentlichen Vorträgen einem breiten Publikum vermittelt.

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