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Anwendungsfall-Steckbriefe

Anwendungsfall-Steckbriefe: Mehr Sicherheit in der Umsetzung von BIM-Zielen in Planung und Ausführung

Die Erstellung und Bearbeitung von BIM-Anwendungsfällen ist eine der zentralen Aufgaben von BIM-Management und BIM-Gesamtkoordination, da sie die Umsetzung der BIM-Ziele des Auftraggebers beschreiben. Sie dienen somit den Planungsbeteiligten als Handlungsbeschreibung, dem BIM-Management als richtungsweisend für die Qualitätssicherung und dem Auftraggeber als Messwerkzeug zum Erfüllungsgrad von beauftragten Leistungen.

Lange Zeit gab es in Deutschland keine harmonisierten Vorgaben zu Anwendungsfällen, sodass in vielen Projekten immer wieder unterschiedliche Umsetzungen, Bezeichnungen und Verantwortlichkeiten festgelegt worden sind, obwohl immer wieder gleiche Ziele seitens der Bauherrenschaft abgerufen wurden.

Alle Planungsbeteiligte haben in den letzten Jahren die schmerzliche Erfahrung machen müssen von zu unspezifisch beschriebenen Anwendungsfällen auf der einen Seite oder „roman-gleichen Prosa-Texten“ auf der anderen Seite, die einfache Sachverhalte verkomplizieren und somit Standard-Dokumenten wie AIA und BAP unverständlich machen und unnötig aufblähen. Am Ende hat dies häufig in Projekten zu einen „BIM-Verdruss“, zu Verantwortlichkeitsdiskussionen und nicht zuletzt zu Nachträgen geführt.

Bereits im Jahr 2019 wurden im Rahmen des Projektes BIM4Infra2020 unter der Mitwirkung von AEC3 Standard-Anwendungsfälle definiert. BIM Deutschland hat im vergangenen Jahr maßgeblich dazu beigetragen, mehr Struktur in zukünftige Projekte zu bringen und 21 harmonisierte Hauptanwendungsfälle inklusive Kurzdefinition veröffentlicht. Ein wichtiger Schritt für alle Projektbeteiligten, um Kommunikation und Kollaboration voranzutreiben, denn dies ist letztlich eines der wichtigsten Ziele von BIM – der starken Segmentierung des Bausektors durch Standards entgegenzuwirken.

Die Kurzdefinitionen der Hauptanwendungsfälle sollen durch projektspezifischen Anwendungsfallsteckbriefe ergänzt werden, diese werden dann wiederum Teil der AIA oder des BAP. Im Idealfall werden die Steckbriefe durch das BIM-Management erstellt und sind frühzeitig vor Beginn der Planungsleistung Teil der Vertragsunterlagen. Projektspezifisch ist das aber nicht immer umsetzbar. So kann es sein, dass Anwendungsfälle erst im Laufe des Projektes mit Zuarbeit der Planungsbeteiligten genauer definiert werden können und dann durch die BIM-Gesamtkoordination erstellt werden. Die vereinfachte Grafik in Abbildung 1 zeigt den Lebenszyklus von Anwendungsfall-Steckbriefen in einem idealisierten Projektverlauf.

Abbildung 1 – Entwicklung und Anwendung von Anwendungsfall-Steckbriefen

Detaillierte Inhalte der Steckbriefe sind bisher nicht vorgegeben – realistisch betrachtet ist das auch gut so.  Zwar wiederholen sich generische Aspekte in jedem Projekt (z.B. sind die Prozesse rund um die  Kostenschätzung immer in LPH2 gefordert), die genaue Umsetzung wer, wann, was liefert kann jedoch abweichen aufgrund unterschiedlicher Vertrags- und Projektstrukturen. Somit sind Vorlagen und Mustertexte in Bezug auf die Steckbriefe sehr hilfreich, detaillierte Beschreibung von Haupt- und Teilanwendungsfällen, ohne tatsächlichen Projekthintergrund jedoch nur begrenzt empfehlenswert.

Die derzeitig vorgegeben Struktur eines Steckbriefes soll folgenden Aspekte erfassen:

  • Zuordnung des Anwendungsfalls zur Projekt-/Lebenszyklusphase oder Leistungsphase
  • Definition des Anwendungsfalls
  • Nutzen
  • Voraussetzungen
  • Umsetzung
  • Input/Output
  • Prozessbeschreibung

Wir empfehlen zusätzlich eine Übersicht zu Beteiligten und der Zuständigkeiten zu ergänzen.

Am Ende helfen diese Punkte dabei gegenzuprüfen, ob die vom BIM-Management oder der BIM-Gesamtkoordination definierten Anwendungsfälle auch tatsächlich die BIM-Ziele des Auftraggebenden widerspiegeln, während die Projektbeteiligten viel besser wissen, was von ihnen im Projektverlauf an Leistungen erwartet wird.

Im Moment ist rund um das Thema BIM-Anwendungsfall-Steckbriefe einiges in Bewegung; Mustersteckbriefe seitens Deutscher Bahn sind bereits im Umlauf, für den Bundesfernstraßen-Bau, und Bundesbauten werden diese gerade mit unserer Mitwirkung erstellt – alle nach demselben von BIM Deutschland vorgegebenen Schema jedoch bedarfsgerechten Ausprägungen. Voraussichtlich im Laufe des Frühjahres 2023 wird der VDI das Blatt 12.1 „Struktur zu Beschreibung von BIM-Anwendungsfällen“ veröffentlichen auch hier konnten wir unser Wissen einbringen. Parallel dazu entwickeln wir bei AEC3 unsere  eigenen Projektvorlagen (Abb. 2) auf Basis der bestehenden Muster-Steckbriefe, in die wir unser langjähriges Know-how einfließen lassen, um weiterhin Projekte erfolgreich umzusetzen.

Die Entwicklung von Steckbriefen ist aus unserer Sicht ein ungemein positives Beispiel dafür, wie Standards es ermöglichen, dass bei allen Projektbeteiligten ein besseres Verständnis für komplexe Prozesse im Bauwesen durch die BIM-Methodik entstehen kann.

Abbildung 2 – Beispiel Steckbrief (AEC3 Deutschland GmbH)

Eric Wolgast

Management & Beratung

Im Jahr 2014 hat Eric sein Bachelorstudium an der Hochschule Wismar erfolgreich beendet. Es folgten Tätigkeiten in Ingenieurbüros mit unterschiedlichen nationalen und internationale Projekten. BIM Projekterfahrung erlangte er bei Projekten wie dem Terminal 2 des Kuwait International Airports, dem Projekt OneRoof in Genf oder dem Gebäude E im Überseequartier Hamburg. Neben Hochbauprojekten hat er auch die BIM Gesamtkoordination von zwei Geh- und Radwegbrücken übernommen. Bei dem Smart Service Welt II Forschungsprojekt DigitalTWIN war er an der Entwicklung von digitalen Tools und Workflows zur Erhöhung der Wertschöpfung im Bausektor beteiligt. Sein BuildingSMART zertifiziertes BIM-Fachwissen hat Eric in Unternehmensinternen Schulungen und öffentlichen Vorträgen einem breiten Publikum vermittelt.

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