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Muster-AIA: Ein wichtiger Schritt zur strukturierten und qualitätssicheren BIM-Umsetzung

Die Erstellung von Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) bildet einen zentralen Baustein bei der Implementierung der BIM-Methode im Bauprojekt. Die AIA beschreiben gemäß VDI 2552 Blatt 10 „die Anforderungen des Auftraggebers an die Informationslieferungen des Auftragnehmers zur Erreichung der definierten BIM-Ziele und -Anwendungsfälle.“ Erstellt durch den BIM-Besteller, bzw. in seinem Auftrag durch das BIM-Management, dient das Dokument als Lastenheft für den Auftragnehmer für die Erstellung des sog. BIM-Abwicklungsplans (BAP).

In den ersten BIM-Projekten wurden anfänglich keine AIA erstellt, was im Laufe von Projekten zu Problemen bei deren Umsetzung durch unklare Anforderungen und Missverständnisse an der Linie AN-AG führte. Die Sinnhaftigkeit sowie sogar die Mehrwerte der Anwendung der AIA konnte man bereits beispielsweise in den ersten Pilotprojekten auf der Bundesebene im Rahmen der Vorbereitungsphase in Jahren 2015-2017 (s. Stufenplan Digitales Planen und Bauen) nachweisen. Es hat sich auch herausgestellt, dass eine Vorlage, sog. Muster-AIA, sinnvoll wäre, um die Beschreibung von den Vorgaben zu standardisieren, effizienzsteigernd für mehrere Projekte anzuwenden und nur bei Bedarf projektspezifisch anzupassen.

Der Stand in Deutschland

Im Laufe der letzten Jahre wurden bei den vielen Institutionen und Organisationen eigene Muster-AIA für die mehrfache Nutzung in eigenen Projekten erstellt. Diese unterscheiden sich zwar in der Struktur, dem Umfang und den angewandten Begrifflichkeiten, die Vorgaben weichen jedoch größtenteils voneinander nicht ab.

Um einen willkürlichen und unharmonisierten Wachstum unterschiedlicher Muster zu vermeiden sowie einen Wegweiser für die Erstellung der BIM-Dokumente zu schaffen, wurden im Jahr 2019 im Rahmen des Projektes BIM4Infra2020 unter der Mitwirkung von AEC3 Muster-Auftraggeber Informationsanforderungen erfasst. Im letzten Jahr hat BIM Deutschland ebenfalls unterstützt durch das AEC3-Team darauf basierend eine bereichsübergreifende und konsolidierte AIA-Vorlage mit vier Bereichen Bundesbauten, Bundesfernstraßen, Bundeseisenbahnbau und Bundeswasserstraßen erarbeitet. Auf dieser Vorlage werden Anfang 2023 weitere entwickelte bereichsspezifische Muster veröffentlicht, die basierend auf dem einheitlichen Schema auch die Spezifika einzelner Bereiche berücksichtigen. Zusätzlich werden ausgefüllte Beispiele bereitgestellt, die die Anwendung der Muster-AIA darstellen. Damit soll ein Beitrag hinsichtlich der Standardisierung der BIM-Dokumente in Deutschland geleistet werden.

Was beinhalten die Muster-AIA konkret?

Die Muster-AIA sollen grundsätzlich die organisatorischen, technischen und qualitativen Anforderungen sowie die Anforderungen an die zu liefernden Informationen berücksichtigen (s. Abbildung 1). Die Struktur der Muster-AIA soll primär folgende Aspekte erfassen:

Projektübersicht

BIM-Ziele und -Anwendungsfälle

Bereitgestellte Grundlagen

Digitale Liefergegenstände, Lieferzeitpunkte und Datenformate

Organisation und Rollen

Strategie der Zusammenarbeit

Qualitätssicherung

Modellstruktur und Modellinhalte

Technologien

Abbildung 1: Relevante Bestandteile der AIA

Wichtig zu beachten ist, dass die Muster-AIA eine Vorlage bilden, die projektspezifisch auszufüllen und ggf. bei Bedarf anzupassen ist. Der Aufbau der Muster-AIA kann z. B. aufgrund unterschiedlicher Vertrags- und Projektstrukturen abweichen – es kann einteilig, zweiteilig oder beispielsweise dreiteilig gegliedert werden. Was wir jedoch empfehlen, keine unterschiedlichen Vorlagen für unterschiedliche Bauwerkstypen zu erzeugen und möglichst ein Standard für die Organisation zu entwickeln. Dies kann einen Bestandteil der BIM-Strategie für die Organisationen bilden.

Muster-AIA können helfen, den Zeitaufwand in der Projektvorbereitungsphase zu reduzieren

Die Erstellung von AIA ist ein iterativer Prozess, in den sowohl das BIM-Management als auch der BIM-Besteller involviert ist. Wir empfehlen, einen entsprechenden Vorlauf einzuplanen, um die Anforderungen der AG-Seite für das jeweilige Projekt richtig und eindeutig zu formulieren und die Datenanforderungen strukturiert in Form von LOIN zu erfassen (dem Thema LOIN – Informationsbedarfstiefe – werden wir uns im separaten Blog-Artikel widmen). Dies hindert Missverständnisse zwischen den beiden Seiten – der AN- und AG-Seite – und demzufolge ggf. Verzögerungen und Kosteneinstieg im Projektverlauf. Der Auftraggeber ist seiner Anforderungen bewusst, während die Projektbeteiligten viel besser wissen, was von ihnen im Projektverlauf an Leistungen erwartet wird.

Nicht zu vergessen ist, dass die AIA einen Teil der Vertragsunterlagen bilden. Die Anwendung der Muster-AIA und der projektspezifischen AIA wird beispielhaft anhand der nachfolgenden Grafik im Kontext weiterer BIM-relevanten Dokumente für die Leistungsphasen 1-5 dargestellt.

Abbildung 2: BIM-Dokumente im Projektverlauf (Beispiel für LHP 1-5)

Der Aufwand bei der Erstellung der AIA soll damit nicht unterschätzt werden! Einen wichtigen Schritt dabei bilden demzufolge die hier beschriebenen Standards, die den Zeitaufwand in der Projektvorbereitungsphase zumindest teilweise reduzieren können.

Auch wir bei AEC3 entwickeln dafür eigene Projektvorlagen, die auf den bestehenden Muster-AIA sowie unseren langjährigen Erfahrungen aus zahlreichen BIM-Projekten mit unterschiedlichen Auftraggebern und Vergabearten basieren. Dies fördert eine weiterhin effiziente und effektive Umsetzung von Projekten in unserem Unternehmen.

Die Entwicklung von Muster-AIA ist aus unserer Sicht, genauso wie im Fall von standardisierten Steckbriefen der AWF, ein wichtiger Meilenstein bei der strukturierten und qualitätssicheren Umsetzung von Projekten.

Abbildung 3: Beispiel Muster AIA (AEC3 Deutschland GmbH)

Magdalena Tarkiewicz

Beratung & Schulung

Magdalena Tarkiewicz studierte an der TU Breslau Architektur und Stadtplanung und promovierte im Jahr 2017 an der TU Dresden. Zudem hat sie eine Fortbildung zur BIM-Expertin abgeschlossen. Als Geschäftsführerin des Dresdner Zentrums für Bauforschung führte sie eine Vielzahl von Forschungs- und Entwicklungsprojekten durch. Zudem engagierte sie sich auf zahlreichen Veranstaltungen rund um das Thema BIM und erarbeitete ein Konzept für die Lehre. Seit 2019 bringt Tarkiewicz ihre Expertise bei AEC3 ein und unterstützt das Team bei aktuellen Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Sie treibt zudem als Dozentin beim Europäischen Institut für postgraduale Bildung den Transfer des BIM-Know-hows voran. Darüber hinaus entwickelt und leitet sie einen BIM-Vertiefungslehrgang bei der Bayerischen Architektenkammer.

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